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Was sind falsche Erinnerungen und wie entstehen sie? #
Was sind falsche Erinnerungen? #
Seit einigen Jahren häufen sich Fälle, in denen erwachsene Personen in Psychotherapien oder Selbsthilfegruppen gedrängt werden, sich eines sexuellen Missbrauchs in der Kindheit zu erinnern, von dem sie nie etwas gewusst haben, oder in denen körperliche Symptome als Folge von sexuellem Missbrauch in der Kindheit gedeutet werden.
Das Problem entstand in den USA und ist Mitte der 90er Jahre zu uns gekommen. Wenn – meist unter suggestivem Einfluss der Therapeuten und nach intensiver Bemühung – solche Erinnerungen im Gedächtnis der Betroffenen auftauchen, sind es fast immer falsche Erinnerungen, das heisst, Erinnerungen an etwas, das niemals stattgefunden hat.
Wie entstehen falsche Erinnerungen? #
Erinnerungen sind falsch, wenn sie nicht auf tatsächlichen Erlebnissen beruhen. #
Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch in der Kindheit möchte niemand in Zusammenhang mit seinem eigenen Leben bringen. Wenn jemand eine einigermassen glückliche Kindheit erlebt hat, erscheint dieser Gedanke besonders abwegig, und deshalb entstehen diese Erinnerungen nicht im normalen Leben.
Falsche Erinnerungen entstehen oft im Vertrauen auf die Therapeuten, deren Suggestionen und Aufforderungen, sich zu erinnern, die Patienten folgen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis falsche Erinnerungen sich manifestieren.
In manchen Fällen werden solche falschen Erinnerungen von den Therapeuten mit der Diagnose einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) in Zusammenhang gebracht. Die Erinnerungen, die bisher dem bewussten Ich nicht zugänglich sind, seien in anderen, abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen abgelegt und kämen zum Vorschein, wenn die Betroffenen in solche anderen Persönlichkeitsanteile «switchen». Deshalb sehen diese Therapeuten die Arbeit mit unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen und das genaue Erkunden dieser Teile als therapeutisch wichtig an. Bei einer DIS-Diagnose wird davon ausgegangen, dass sich verschiedene Persönlichkeiten durch schwere Gewalt in der Kindheit abgespalten und diese eigene Erinnerungen hätten. In der Therapie wird versucht, diese Persönlichkeiten und deren Erinnerungen zu finden.
Welche Folgen haben falsche Erinnerungen? #
Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch zerstören Familien oft in irreparabler Weise und können den Betroffenen ein schweres Trauma zufügen. Es entsteht unsägliches Leid und nicht wiedergutzumachendes Unrecht. Die Therapeuten pflegen den Patienten jeden Kontakt mit möglichen Schuldigen – und das sind meist die Herkunftsfamilien – zu untersagen, um jede andersartige Beeinflussung des Patienten auszuschließen. Meist erfahren die Familienmitglieder nicht, was vor sich geht und haben keine Möglichkeit zur Intervention. Ist aber eine falsche Erinnerung erst entstanden und von den Patienten verinnerlicht, erweist sich dieser Kontaktabbruch als scheinbar gerechtfertigt und lässt sich selten rückgängig machen, da sich die Patienten in völliger Abhängigkeit von ihren Therapeuten befinden.
Wie erkennt man falsche Erinnerungen? #
Hellhörig muss man werden, wenn:
- es nach dem Beginn einer Therapie zu unerklärlicher Distanziertheit und Kontaktabbrüchen kommt
- nach dem Beginn einer Therapie plötzlich von kindlichen Anteilen oder Persönlichkeitsanteilen gesprochen wird
- von körperlichen Symptomen auf sexuellen Missbrauch geschlossen wird, obwohl keine Erinnerungen vorhanden sind
False Memory Schweiz erkennt, dass die Wurzel dieses Übels in Therapien und Lebensberatungen liegt, die wissenschaftlich nicht fundiert und unverantwortlich sind. False Memory Schweiz erhebt jedoch keine pauschalen Beschuldigungen gegen Psychiater und Psychotherapeuten. Viele sind verantwortlich und professionell arbeitende Menschen, denen kein Vorwurf zu machen ist.
Ausführliche, ergänzende Informationen erhalten sie auf der Webseite von False Memory Deutschland.