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Unaushaltbarer Albtraum

Mein Betroffenen-Bericht für False Memory (Ich nenne meine Tochter hier S.)

Im Oktober 2022 holt meine Tochter S. (27) alle ihre Sachen aus unserem Zuhause ab, obwohl wir finden, das hat Zeit bis nach dem Studium. Sie bleibt noch nicht einmal für eine Tasse Tee und schaut mich aus angstgeweiteten Augen an, als wäre ich ein Monster. Im Dezember 2022 bricht sie den Kontakt zu mir und der gesamten Familie völlig unerwartet und unbegründet ab. Ihr diesbezüglicher Brief klingt wie diktiert, nicht von ihr selbst verfasst, fremdgesteuert. Im März 2023 kommen meine drei an S. gesendeten Briefe in einem grossen Kuvert (ungeöffnet!) zurück. Sie reagiert nicht auf e-mails, nimmt keine Anrufe an, hat mich aus ihrem Whats-App Kontakt gelöscht. Schon allein diese Tatsachen sind kaum auszuhalten, zumal S. uns keinerlei Erklärung geliefert hat. Im April 2023 versuche ich, S. persönlich zu begegnen; wieder schaut sie mich mit angstgeweiteten Augen an, als wäre ich ein Monster, rennt davon, sagt kein Wort, es gibt kein Gespräch. Mai 2023: Kontaktverbot per Post von S.‘ Anwalt Juni 2023: Polizeiliche Einvernahme! S. hat mich angezeigt wegen Nötigung! Es wird mir vorgeworfen, sie als Kind manipuliert zu haben (das ist völlig hirnrissig; ein Hauptanliegen in der Erziehung meiner Kinder war mir, dass sie zu selbstständigen Menschen werden, die ihren ganz eigenen Weg finden!). Ich hätte S. bedroht (auch das ist fern von aller Realität: meine Leitideen im Leben sind Liebe und Gewaltlosigkeit!). Auch von Stalking ist die Rede - auch das entspricht absolut nicht den Tatsachen; da S. auf keinerlei Kontaktversuche reagiert, habe ich ihr seit März 2023 vielleicht 8-mal ein Foto von unseren fröhlichen Zeiten gesendet, ohne Kuvert, in der Hoffnung, dass sie sich an die Wirklichkeit erinnert und einen Schritt aus ihrer eingetrichterten Parallelwelt heraus versucht. Ab und zu sendete ich ihr ein e-mail mit einem Satz („WARUM?“ oder „Ich liebe Dich“ oder ähnlich) oder mit einem Link, lediglich im Betreff, ohne weiteren Text.

S. ist seit 2011 in psychotherapeutischer Behandlung und war seit 2018 zweimal für 6 bzw. 10 Wochen in einer psychosomatischen Klinik.

2020 wechselte S. ihre Therapeutin. Diese sei spezialisiert auf Traumatherapie. Bei einem Gespräch mit meinem Ehemann und mir sollte es eigentlich im Wesentlichen um die Finanzierung von S.‘ Studium gehen. Die neue Therapeutin löcherte uns allerdings regelrecht mit der Frage, ob irgendetwas Schlimmes in S.‘ Kindheit passiert sei. Natürlich weiss ich, dass die Trennung der Eltern (S’ leiblicher Vater hat uns im August 2000 verlassen) für ein Kind immer in gewisser Weise traumatisch erlebt wird; aber ansonsten war S.‘ Kindheit normal (und S. sogar ein besonders aufgestelltes, fröhliches Kind). Die Therapeutin liess aber nicht locker und stocherte unnachgiebig in der Kindheit herum. Sie war weder meinem Ehemann noch mir sympathisch, und wir fühlten uns regelrecht an den Pranger gestellt. Auch ein nahestehendes Familienmitglied wurde 2020 von S. gefragt, ob es irgendwelche schlimmen Kindheitserfahrungen gab – man suchte offensichtlich regelrecht nach solchen.

Im Juli 2021 verbrachte ich einen Tag mit S. und ihrer von mir finanzierten Assistenzhündin am Walensee. Ganz wunderschön war dieser Mutter-Tochter-Tag; und S. meinte, sie würde so etwas mit mir gern wiederholen.

August bis Oktober 2021 verbringt S. auf Empfehlung ihrer Trauma-Therapeutin in einer Trauma-Klinik. Dort hiess es auf meine Anfrage nach einem gemeinsamen Gespräch: “Es wird kein Gespräch stattfinden.“

Anschliessend trennt S. sich von ihrem Freund und distanziert sich auch von uns: Heiligabend 2021 bleibt sie nicht über Nacht, sondern nur abends, und kommt auch nicht zum Familienmittagessen am ersten Weihnachtstag 2021. 2022 sehen wir uns nur noch zweimal im Restaurant – sie besucht uns nicht mehr. Ihre e-mails werden rar und distanzierter, meist bittet sie um Geld für die Ausbildung ihrer Assistenzhündin. S. fragte mich 2022 auch einmal, ob ich an den Teufel glaube – eine für mich äusserst merkwürdige und irritierende Frage, da wir überhaupt keine esoterischen oder religiösen Ambitionen haben. Und S. äusserte 2022, dass sie nun immer grosse Angst hätte, in den Bus zu steigen, weil sie meinte, sie würde verfolgt. Auch das kam mir sehr merkwürdig vor, da S. mit ihrer Assistenzhündin inzwischen relativ stabil unterwegs war.

Inzwischen ist es leider traurige Gewissheit, dass S. zum Kontaktabbruch durch suggestive Gedächtnisbeeinflussung von Seiten ihrer Therapeutin(nen) gedrängt wurde. Wegen der Schweigepflicht und weil ich keinen Kontakt zu S. herstellen kann, wird sie vermutlich seit August 2021 jede Woche von ihrer Therapeutin weiter vollgestopft mit falschen Erinnerungen, die sie selbst für tatsächlich stattgefundene grausame Fakten hält – sie lebt also sozusagen in einer grauenhaften Parallelwelt mit ihren falschen Erinnerungen, hat sogar Angst vor ihrer sie liebenden Mutter. Es bestehen kaum Chancen, sie daraus zu befreien - es ist eine absolut nicht aushaltbare Situation, unerträglich, ein Albtraum!

Seit dem totalen, unbegreifbaren Kontaktabbruch fühle ich mich wie eine Ruine meiner selbst – und auch meinem Mann geht es schlecht deswegen. Es ist kaum möglich, loszulassen, da S. ja noch lebt und meine geliebte Tochter ist – wir hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander! S.‘ Kindheit war normal, es gab niemals Druck oder gar Gewalt. 2000 hat ihr Vater uns verlassen – das war die einzige schlimme Erfahrung. S. blieb trotz der schwierigen Situation ein ausgesprochen fröhliches und vitales Mädchen ohne besondere Auffälligkeiten.

2008 lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen; er verhielt sich immer sehr fürsorglich gegenüber S. und finanzierte ihr auch grosszügig das ganze Studium. Wir wurden eine richtig harmonische, fröhliche Patchworkfamilie, hatten viel Spass miteinander (z. B. beim Klettern in den Bergen) und genossen unser schönes Familienleben zuhause. Viele Fotos und ganz liebe Postkarten (von S. an mich und ihren Ersatzvater und umgekehrt) belegen das. S. hatte eine gute Beziehung zu mir und zu ihrem Ersatzvater.

Und jetzt herrscht absolute Funkstille – das ist grausam!

Natürlich versuche ich, unsere Alltagsroutine beizubehalten, stabilisiere mich mit Yoga und Meditation, fokussiere mich bewusst auf alles Schöne (Berge, Blumen, Sonne, Musik, Essen, unser eigentlich gutes Leben…); aber es fühlt sich an, als müsste ich aus einem Scherbenhaufen nun wieder ein heiles Ganzes zusammensetzen. Das ist kaum möglich. Jedes noch so schöne Erlebnis hat einen bitteren Beigeschmack, wird von dunklen Wolken getrübt. Ein unaushaltbarer Albtraum!